Von statischer Dokumentation zu einer dynamischen, datenbasierten Steuerungsfunktion.
Ein Enterprise Architecture Repository ist eine zentrale Informationsplattform der Unternehmensarchitektur. Es bündelt sämtliche relevanten Daten wie Geschäftsdomänen, Prozesse, Anwendungen, Technologien, Schnittstellen und Standards. Das Ziel ist, Architekturdaten konsistent, nachvollziehbar und zugänglich zu verwalten. Ein Repository schafft damit eine transparente Grundlage, um die aktuelle Architektur zu verstehen, geplante Veränderungen zu bewerten und strategische Entscheidungen fundiert zu treffen.
So entsteht eine Single Source of Truth, auf die alle Beteiligten zugreifen können. Zu den Beteiligten zählen Rollen wie Enterprise-Architekten, Management Stakeholder, oder Fachbereiche. Einheitliche und verlässliche Informationen reduzieren Redundanzen, schaffen Transparenz über Abhängigkeiten und ermöglichen eine gezielte Modernisierung der Anwendungs- und Technologielandschaft.
Ein EA Repository dient nicht nur der Dokumentation, sondern ist ein strategisches Steuerungsinstrument.
Es unterstützt Organisationen dabei, Architekturentscheidungen datenbasiert zu treffen, Investitionen und Projekte hinsichtlich ihrer Auswirkungen zu bewerten, Doppelstrukturen zu identifizieren, Kosten zu senken, Wiederverwendung und Standardisierung zu fördern.
Die moderne Unternehmensarchitektur gewann in den 1980er-Jahren an Bedeutung, als Unternehmen Informationstechnologie zunehmend als strategischen Erfolgsfaktor erkannten. Die wachsende Zahl an Systemen und Anwendungen innerhalb der Unternehmen machte deutlich, dass neue Methoden zur strukturierten Verwaltung komplexer IT-Landschaften notwendig wurden. Einen entscheidenden Impuls setzte 1987 das von John Zachman veröffentlichte Framework, das erstmals ein strukturiertes Raster zur Einordnung architekturrelevanter Informationen bot. Es half Unternehmen, Komplexität zu organisieren und unterschiedliche Stakeholder-Perspektiven sichtbar zu machen.
Mitte der 1990er-Jahre folgte mit TOGAF das erste umfassende, prozessorientierte Framework, das Unternehmen nicht nur eine Sammlung von Artefakten bot, sondern ein vollständiges Vorgehensmodell für die Entwicklung, Steuerung und Governance ihrer Architekturen. Diese Frameworks schufen den methodischen Unterbau, auf dessen Basis sich EA-Repository-Tools vom reinen Modellierungswerkzeug zur strategischen Steuerungsplattform entwickeln konnten.
Auf Basis dieser methodischen Grundlagen entstanden Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre die ersten EA-Tools, die speziell dafür entwickelt wurden, IT-Landschaften systematisch zu erfassen, zu modellieren und zu steuern. Die frühen, meist Desktop-orientierten Lösungen verfolgten bereits das Ziel, eine konsistente und verlässliche Grundlage für Architekturentscheidungen zu schaffen. Aus diesen Werkzeugen entwickelten sich im Laufe der Zeit moderne EA-Repository-Plattformen, die weit über Modellierung hinausgehen und heute als zentrale Steuerungsinstrumente für Transparenz, Transformation und Governance dienen.
Ab Ende der 2000er-Jahre begann im EA-Repository-Markt eine deutliche Konsolidierungsphase, in der große Softwareanbieter gezielt Speziallösungen übernahmen. IBM setzte 2008 mit der Übernahme von Telelogic einen frühen Akzent, gefolgt von der Übernahme von IDS Scheer und später Alfabet durch die Software AG zwischen 2009 und 2013. 2017 integrierte Planview den Anbieter Troux. In jüngerer Zeit verlagerte sich die Dynamik stärker in Richtung Cloud- und Plattformanbieter. Besonders sichtbar wurde dies 2023 durch die Übernahme von LeanIX durch SAP sowie den Erwerb der Integrationssparte der Software AG durch IBM. Insgesamt zeigt diese Entwicklung, dass der EA-Markt von einer Vielzahl spezialisierter Anbieter hin zu einem stärker konsolidierten Ökosystem gewachsen ist, in dem wenige Plattformen zunehmend den Standard für Architekturtransparenz und IT-Steuerung setzen.
Ein wichtiger Orientierungspunkt für die Bewertung moderner EA-Repository-Tools ist der jährlich veröffentlichte Gartner Magic Quadrant. Dabei handelt es sich um ein weltweit anerkanntes Analyseformat, das Softwareanbieter anhand zweier Dimensionen bewertet. Anhand der “Ability to Execute”, also der Fähigkeit, Produkte zuverlässig und in hoher Qualität am Markt bereitzustellen, sowie der “Completeness of Vision”, die das Innovationspotenzial, die Marktstrategie und die langfristige Ausrichtung eines Anbieters beschreibt. Durch diese Kombination zeigt der Magic Quadrant nicht nur, wie leistungsfähig ein aktuelles Produkt ist, sondern auch, wie überzeugend die strategische Vision des jeweiligen Herstellers ausfällt.
Im EA-Tools-Markt zeichnen sich 2024–2025 vor allem LeanIX, Ardoq, Orbus Software und BiZZdesign als zentrale Marktführer ab. Sie überzeugen durch moderne Cloud-Architekturen, weitreichende KI-Funktionen und starke Fähigkeiten in Transformation, Roadmapping und Portfolio-Management. In der DACH-Region zählt zudem die BOC Group mit ADOit zu den führenden Anbietern, insbesondere durch ihr ausgereiftes Capability Modeling und die enge Verzahnung von GRC- und Architekturmanagement.
Enterprise Architecture Repositories unterscheiden sich nicht nur in der technischen Bereitstellung etwa als Cloud oder On-Prem Lösung, sondern vor allem darin, wie sie Architektur abbilden und pflegen. Modellgetriebene Tools unterstützen die strukturierte Erstellung und Pflege von Architekturmodellen entlang etablierter Frameworks wie TOGAF und passen besonders gut zu Organisationen mit klaren Architekturprozessen, starken Governance Anforderungen oder hoher regulatorischer Vorgaben. Datengetriebene Plattformen bauen das Architekturverständnis dagegen primär aus realen System- und Betriebsdaten auf, zum Beispiel über Anbindungen an CMDBs, Cloud-Umgebungen oder Portfolio-Tools. Cloudbasierte SaaS-Repositories erleichtern diesen Ansatz zusätzlich, weil sie ohne eigenen Infrastrukturaufwand auskommen, automatisch aktualisiert werden und sich unkompliziert skalieren lassen. In der Praxis setzen große, regulierte Unternehmen häufig auf modellgetriebene oder hybride Suites, während wachstumsorientierte oder dezentral aufgestellte Organisationen oft stärker von schlanken, datengetriebenen SaaS-Plattformen mit schneller Time-to-Value profitieren.
KI verschiebt Enterprise Architecture hin zu einer dynamischen Steuerungsfunktion, die Architektur- und Unternehmensdaten kontinuierlich auswertet um daraus schneller belastbare Empfehlungen ableitet. Statt nur in festen Zyklen Zielbilder zu planen, können Teams mit KI Abhängigkeiten, Redundanzen sowie Performance- und Risikomuster früher erkennen, Szenarien durchspielen und Architekturentscheidungen enger an strategischen Zielen ausrichten. Die Verantwortung bleibt dabei klar bei den Menschen. KI unterstützt als Co-Pilot bei Analysen, der Pflege von Modellen und dem Entwickeln von Designoptionen, doch die finalen Entscheidungen treffen Enterprise Architects, die die Ergebnisse prüfen und klare Regeln setzen. Damit das zuverlässig klappt, braucht es eine solide, aktuelle Datenbasis sowie verbindliche Vorgaben zu Sicherheit und Compliance, sodass KI-Empfehlungen transparent bleiben und sauber in die Architekturarbeit einfließen können.
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